Berufsorientierung

„Was vor uns liegt und was hinter uns liegt, ist nichts im Vergleich zu dem, was in uns liegt. Wenn wir das, was in uns liegt, nach außen in die Welt tragen, geschehen Wunder."

Henry David Thoreau

Kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA) – so heißt ein landesweit einheitlich gestaltetes Übergangssystem, das den Wechsel von der Schule in Ausbildung und Beruf nachhaltig verbessern soll. Es nimmt alle Schüler*innen in den Blick und ermöglicht ihnen einen guten, zielgerichteten Start in Ausbildung oder Studium.

Das Übergangssystem Schule-Beruf in NRW unterstützt die Schüler*innen frühzeitig bei der Berufs- und Studienorientierung, der Berufswahl und beim Eintritt in Ausbildung oder Studium. Unser Ziel ist es, allen Schüler*innen nach der Schule möglichst rasch eine Anschlussperspektive für Berufsausbildung oder Studium zu eröffnen und durch eine enge Zusammenarbeit mit der kommunalen Koordinierung ein System anzubieten, welches unnötige Warteschleifen vermeidet. Die Jugendlichen unserer Schule und ihre Eltern werden auf diesem Weg in die Berufswelt nachhaltig unterstützt. Die einzelnen Maßnahmen, die das Land NRW im Rahmen der Landesinitiative KAoA entwickelt hat, geben uns Anlass, alle Schüler*innen darin zu bestärken, eigene Stärken und Schwächen zu erkennen und diese gezielt herauszufordern. Dabei begleiten uns fachkundige Partnerinnen und Partner, die die Schüler*innen mit uns zusammen durch diese Prozesse führen. Die individuelle Persönlichkeit, das Erkennen und Nutzen von Stärken sowie die Befähigung, schließlich eigenständige und fundierte Entscheidungen in Bezug auf die Berufs- und/oder Studienwahl zu treffen, stehen stets im Mittelpunkt unserer Arbeit. Bereits in Jahrgangsstufe 8 beginnen die Schüler*innen sich bewusst mit den eigenen Potentialen, der Bedeutung von Arbeit und Beruf sowie den eigenen Berufswünschen auseinanderzusetzen.

 

Das Leitbild unserer Schule findet in folgenden Leitsätzen im Übergangskonzept seine Umsetzung:

Leitsatz 5 - Öffnung der Schule: Starke Partner

Wir eröffnen durch die Zusammenarbeit mit vielfältigen Kooperationspartnerinnen und -partnern Perspektiven zur Bereicherung unseres Lernangebots sowie der Persönlichkeitsentwicklung und Lebensgestaltung unserer Schüler*innen.

Leitsatz 8 - Zukunftsentwicklung:  Herausforderungen annehmen

Wir legen mit unserer schulischen Arbeit das Fundament zur verantwortlichen und nachhaltigen Gestaltung der Zukunft.

 

 

Ziele der Berufsorientierung

Berufliche Orientierung ist als Bestandteil der individuellen Förderung Aufgabe aller allgemeinbildenden Schulen und der Berufskollegs mit Blick auf möglichst gute Ab- und Anschlüsse. Sie ist im Unterricht, dem Kernbereich von Schule, verankert, sodass alle Fächer im Unterricht in der Sekundarstufe I und II einen Beitrag zu einem systematischen Prozess der Beruflichen Orientierung leisten.

Unsere Angebote zur Beruflichen Orientierung zielen auf die Förderung von Berufswahlkompetenz, die Menschen befähigt, lebenslang ihre Berufsbiographie gestalten zu können, ab. Mit Blick auf den Übergang von der Schule in nachschulische Bildungswege stellt das Erreichen einer begründeten Berufswahlentscheidung das erstrebenswerte Ziel pädagogischer Begleitung im Kontext der Beruflichen Orientierung dar. Jugendliche sollten daher auf der Basis ihrer eigenen Interessen, Fähigkeiten, Ziele und Werte auf der einen Seite und der berufsbezogenen Anforderungen, Erträge und Perspektiven auf der anderen Seite eine sichere Entscheidung herbeiführen, umsetzen und verantworten können (vgl. Driesel-Lange, 2011). Um eine solch fundierte berufswahlkompetente Entscheidung anzubahnen, erhalten unsere Heranwachsende nicht nur Lerngelegenheiten zum Erwerb von Kenntnissen über die eigene Person und mögliche berufsbezogene Perspektiven, sondern auch pädagogische Unterstützung, um für den Berufswahlprozess günstige motivationale Haltungen zu fördern.

Berufliche Orientierung soll die Eigenverantwortlichkeit, Selbstwirksamkeit, Flexibilität und die Berufswahlsicherheit der Schüler*innen für ihren beruflichen Weg mit dem Ziel der Entwicklung eines berufsbezogenen Selbstkonzeptes stärken und die Motivation fördern, sich den eigenen Lebensentwürfen zu stellen. Sie sollen die Wichtigkeit der Ausbildungs- und Studienwahl erkennen und die Bereitschaft entwickeln, sich mit ihrer Zukunft auseinanderzusetzen. Sie sollen sich aktiv mit den eigenen Interessen, Stärken und Ressourcen sowie den Anforderungen der beruflichen und akademischen Umwelten auseinandersetzen, diese für ihre Ausbildungs- und Studienwahl übereinbringen und konkrete Berufswünsche herausbilden als Teil des umfassenden Prozesses der Persönlichkeitsbildung und der Verselbstständigung.

Die Berufsorientierung am Leibniz Gymnasium trägt dazu bei, dass unsere jungen Menschen bestmöglich Kompetenzen aufbauen, ihre Talente und Ressourcen entfalten und ihre Persönlichkeit bilden, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Unser Ziel ist es, sie zu befähigen, die eigene Berufsbiografie als individuellen reflexiven Selbstfindungsprozess aktiv zu planen und zu gestalten, um eine fundierte und eigenverantwortliche Berufswahlentscheidung treffen zu können.

Rahmenbedingungen

Allgemein

Das Leibniz-Gymnasium in Gelsenkirchen-Buer ist ein fünfzügiges, voll ausgebautes Gymnasium mit über 30 Klassen der Jahrgangsstufen 5-10 sowie mit einer Oberstufe von ca. 350 Schüler*innen. Unser Ziel ist es, die Persönlichkeit der Schüler*innen in unsere Bildungsarbeit einzubeziehen. Voraussetzung hierfür ist ein Arbeiten in einer repressionsfreien, auf gegenseitigem Respekt gegründeten Atmosphäre (siehe Schulprogramm).

Ca. 95% aller Schüler*innen erwerben am Ende ihrer Schullaufbahn die allgemeine Hochschulreife (Abitur), die restlichen 5% setzen sich aus der Fachhochschulreife (größter Anteil), Fachoberschulreife und dem Realschulabschluss zusammen. In sehr seltenen Fällen erhalten die Schüler*innen einen Hauptschulabschluss oder so gut wie nie verlassen die Schule ohne Schulabschluss.

Ca. drei Viertel der Abiturientinnen und Abiturienten visieren ein Studium an, das restliche Viertel erwägt ein freiwilliges soziales Jahr oder einen Auslandsaufenthalt oder beginnt eine (duale) Ausbildung.

wirtschaftliche Situation in Gelsenkirchen

Wir sehen die Studien- und Berufsorientierung als wichtigen Teilaspekt unseres Bildungsauftrags. Durch unseren Standort in der Stadt Gelsenkirchen erlangt dieser Aspekt einen besonderen Stellenwert, da Gelsenkirchen eine der Städte mit der höchsten Arbeitslosenquote, dem höchsten Anteil an Hartz-IV-Empfängerinnen und Empfänger, und in der die Menschen im Durchschnitt am wenigsten frei verfügbares Einkommen besitzen. Die zentrale Lage Gelsenkirchens mitten im Ruhrgebiet bietet aber auch weitreichende und viele verschiedene Möglichkeiten. Hier gibt es nicht nur viele große Arbeitgeber, sondern vor allem auch viele verschiedene Hochschulen und Universitäten und seit einigen Jahren auch ein Talentzentrum.

Schulische Rahmenbedingungen

Berufsorientierungsbüro (BOB)

Das BOB steht als zentraler schulischer Raum für Informationen, Gespräche und Koordinierungsaufgaben zur Verfügung.

Das BOB steht aber auch den außerschulischen Partnern offen. So finden dort Einzelgespräche zur Berufswahlorientierung mit den Schüler*innen durch die Berufsberatung der Agentur für Arbeit und die Talentförderung durch unseren Talentscout statt.

Koordinator*innen

Mitte 2024 wurde das Berufsorientierungsteam aufgrund personeller Änderungen umstrukturiert, sodass die zu den neuen Ansprechpartnerinnen nun Frau Gruschka (Sek I), Frau Buda und Frau Winkelmann (Sek. II) zählen.

Das Konzept für die Oberstufe wird im Zuge dessen neu aufgebaut und strukturiert. Dazu gehört die Eingliederung von neuen Kooperationspartner*innen.

Kooperationspartner*innen

In Gelsenkirchen und im weiteren Umkreis ist die Schule mit zahlreichen externen Kooperationspartner*innen, Unternehmen und Referenten bezüglich des Prozesses der beruflichen Orientierung vernetzt:

Unternehmen/ Betrieb

Zweck

Ansprechpartner*in

Bundesagentur für Arbeit

Studien- und Berufsorientierung mit individueller Beratung an unserer Schule

Orientierung über berufliche Möglichkeiten und Fragen der Berufs- bzw. Studienwahl

persönliche Berufsberatung in Einzelgesprächen

Klärung individueller Fähigkeiten, Studieneignung etc.

Informationen über Zulassungsvoraussetzungen an Universitäten/Hochschulen

Erarbeitung von Berufs- und Studienalternativen

Hilfen bei der Bewerbung

Vermittlung von Ausbildungsstellen und dualen Studienplätzen

Informationen zu Überbrückungsmöglichkeiten (Freiwilligendienste / Ausland etc.)

Dirk Joswig

NRW Talentzentrum

Talentscouting an unserer Schule

Vermittlung von Schüler*innenstipendien

Workshops und Fortbildung im TalentKolleg zur intensiven Förderung von leistungsstarken und engagierten Talenten

Unterstützung bei der Gestaltung von Bildungswegen

Beratung und Unterstützung bei Bewerbungen/ beim Einschreiben an der Universität

Vorbereitung auf Bewerbungsgespräche

Vorbereitung auf einen Abschluss

Grundlagen wiederholen

Zeit und Raum für freie Entfaltung und zur Gestaltung des Lebenswegs neu und unabhängig von der Herkunft

Patul Orfali (Westfälische Hochschule)

Kluge Köpfe

Durchführung der Workshops zur Standortbestimmung und Entscheidungskompetenz I

Volker Sperlich

Westfälische Hochschule

Kennenlernen der Abläufe an einer Hochschule

Einschreibung

Angebote

Björn Albrecht

Universität Duisburg-Essen

Ruhr-Universität Bochum

Westfälische Hochschule

Lehr-Lern-Labore in Physik, Biologie und Chemie

Praktika

Unterstützung bei Facharbeiten

Physik-Didaktik, Chemie-Didaktik, Schülerlabore

Talentmesse Ruhr

Übersicht über Berufe in der Schalke Arena

 

Betrieb-Schule (Planungsbüro Schubert)

Tagespraktika in Klasse 8

Bewerbungstraining

Telefonbewerbung

Facharbeiten

Statikberechnungen im Mathematikunterricht

Einblick in den Betrieb und ins duale Studium

 

Thimm-Institut (FIBIDO) mit Förderung durch Volksbank (in Planung)

Potenzialanalyse für die Oberstufe

Assessmentcenter

Lutz Thimm

Umsetzung

Alle Schüler*innen erhalten ab der Jahrgangsstufe 8 die Möglichkeit, sich in ihren Neigungen und Interessen sowie Fähigkeiten und Fertigkeiten an schulischen und außerschulischen Lernorten zu erproben und Praxiserfahrungen zu sammeln.

Dieser Prozess lässt sich im Wesentlichen in folgende Phasen in der Sek. I unterteilen:

  • Potenziale entdecken und den eigenen Standort bestimmen,
  • Berufsfelder erkunden und Informationen sammeln,
  • Praxis der Arbeitswelt kennenlernen und erproben,
  • Gestaltung der Übergänge in der Sekundarstufe I und II.

In der Sekundarstufe II werden folgende Phasen unterschieden:

  • Individuelle Voraussetzungen für eine Ausbildung oder ein Studium überprüfen,
  • Praxis vertiefen und Ausbildungs- und Studienwahl konkretisieren,
  • Gestaltung der Übergänge in der Sekundarstufe I und II.

Konkrete Umsetzung in der Sekundarstufe I

In der Sekundarstufe I sind fünf Standardelemente vorgesehen:

  1. Portfolio (1. Halbjahr Klasse 8)

Als Portfolioinstrument wird der Berufswahlpass NRW in Klasse 8 im Rahmen der Potenzialanalyse über den Bildungsträger in Absprache mit der städtischen Koordinierungsstelle angeschafft. Die Kosten für den Berufswahlpass werden vom Land übernommen.

Dieser Berufswahlpass als Portfolio wird als persönliches Lern-, Entwicklungs- und Dokumentations-Instrument während der gesamten Schulzeit (auch in der Oberstufe) verwendet.

  1. Potenzialanalyse (1. Halbjahr Klasse 8)

Die Durchführung der Potenzialanalyse wird durch die städtische Koordinierungsstelle begleitet. Der Anbieter der Potenzialanalyse wird in einem Ausschreibungsverfahren gefunden und den Schulen mitgeteilt. So wird sichergestellt, dass jede*r Schüler*in eine objektive Rückmeldung über ihre*seine individuellen Stärken erhält. Durch die räumliche und personelle Trennung von Schule und Potenzialanalyse wird außerdem sichergestellt, dass den Schüler*innen bewusst ist, dass diese nicht zu einer Leistungseinschätzung für die Leistungsbewertung in der Schule dient, sondern nur die individuelle Rückmeldung im Vordergrund steht. Nach Durchführung der Potenzialanalyse sollen die Jugendlichen ihre eigenen Interessen, Neigungen und Fähigkeiten eher erkennen können, um so geeignete Betriebe für die Praxistage oder das Betriebspraktikum finden zu können.

Die Durchführung der Potenzialanalyse erfolgt handlungsorientiert. Bei der Durchführung sollen die Schüler*innen Bezüge mindestens 10 Berufsfeldern kennen lernen.

Folgende Kriterien stehen dabei im Fokus:

  • praktisches und fachliches Potenzial
  • methodisches und kognitives Potenzial
  • Arbeitshaltung
  • soziales Potenzial
  • persönliches Potenzial

Nach Durchführung der Potenzialanalyse bekommt jeder Jugendliche eine Zusammenfassung der individuellen Testergebnisse in Papierform, zusätzlich eine Teilnahmebescheinigung. Diese Ergebnisse werden in dem „Berufswahlpass NRW“ gesammelt. Innerhalb von zwei Wochen nach der Potenzialanalyse führt der Träger mit jeder*m Schüler*in ein individuelles Auswertungsgespräch, zu dem auch die Eltern eingeladen werden. Das Gespräch dauert ungefähr 30 Minuten und findet in der Schule statt.

  1. Berufsfelderkundung BFE (2. Halbjahr Klasse 8)

Mit Bezug zum Ergebnis der Potenzialanalyse finden im 2. Halbjahr drei Berufsfelderkundungstage statt. Sie reflektieren ausgewählte Fähigkeiten durch reale betriebliche Erfahrungen. Zusätzlich kann eine Berufsfelderkundung am Girls- und Boysday als Gegenerfahrung zu traditionellen, geschlechtertypisch angesehenen Berufsfeldern durchgeführt werden. Die Ergebnisse werden im Unterricht im Sinne exemplarischen Lernens aufgegriffen, so dass die Schüler*innen ihre Eindrücke im Hinblick auf das Spektrum der regional verfügbaren Berufsfelder reflektieren.

Die Schüler*innen suchen sich in der Regel die Betriebe, in denen sie die Berufsfelderkundung durchführen, selbst. Dazu dient ihnen ein Aushang am BOB. Es besteht aber auch die Möglichkeit, über ein Buchungsportal im Internet Praktikumsplätze zu finden.

Schüler*innen mit Unterstützungsbedarf können die Berufsfelderkundungen auch trägergestützt durchführen. Diese BFEs werden von der städtischen Koordinierungsstelle begleitet.

  1. Betriebspraktikum (1. Halbjahr Klasse 10)

Verbindlich ist ein zweiwöchiges Praktikum in der Klasse 10. Dieses findet in den letzten zwei Wochen vor den Herbstferien statt, um praktische Einblicke in die Realität der Arbeitswelt und wichtige Erkenntnisse für die spätere Studien- und Berufswahl zu gewinnen. In einem selbst gewählten Unternehmen bzw. einer selbst gewählten Einrichtung bekommen die Schüler*innen praktische Einblicke in die Realität der Arbeitswelt und gewinnen wichtige Erkenntnisse für ihre spätere Studien- und Berufswahl. Sie vertiefen dabei ihre Erfahrungen aus der Potenzialanalyse, den Berufsfelderkundungen sowie aus den weiteren in der Sekundarstufe I erfolgten Maßnahmen der Studien- und Berufsorientierung.

Die Schüler*innen werden während der Praxisphasen von ihren jeweiligen Klassenlehrer*innen betreut. Die Ergebnisse und Erfahrungen der Praktika und Hospitationen werden im Berufswahlpass sowie in eigens erstellten Präsentationen gesammelt.

  1. Koordinierte Übergangsgestaltung mit Anschlussvereinbarung

Die Übergangsgestaltung in die Arbeitswelt, an ein Berufskolleg oder an eine Hochschule ist ein Prozess. Die Jugendlichen bilanzieren ihre bisherigen Ergebnisse und Erkenntnisse aus der Berufs- und Studienorientierung. Sie werden dabei von den Lehrer*innen, ihren Eltern und der Berufsberatung unterstützt. Daraus leiten die Schüler*innen Schritte für ihren weiteren Weg ab.

Durch diese Planung gestalten sie ihren Übergang von der allgemeinbildenden Schule in eine Berufsausbildung, in weitere Bildungsangebote, in ein Studium oder in alternative Anschlusswege.

Ziel der Anschlussvereinbarung ist es, eine realistische Perspektive zu entwickeln, um Brüche im Übergang von der Schule in Ausbildung, eine weitere schulische Laufbahn oder ein Studium zu vermeiden.

Dazu reflektieren die Schüler*innen ihren individuellen Berufs- und Studienorientierungsprozess. Diese Bilanz mündet in einer schriftlichen Anschlussvereinbarung zwischen den Jugendlichen, den Lehrkräften und weiteren Personen im Beratungsprozess. Die Anschlussvereinbarung dokumentiert die individuelle Entscheidung und weiteren Schritte der Jugendlichen, die zu einer angestrebten, realistischen Berufs- und Studienperspektive führen sollen.

Im Rahmen der Übergangsgestaltung wird die Anschlussvereinbarung erstmals in der Vorabgangsklasse (2.Halbjahr Klasse 10) ausgefüllt und bis zur gesicherten Einmündung in eine Ausbildung oder ins Studium fortgeschrieben.

Bei den Schüler*innen, die nach der 10. Klasse ein Angebot im Übergangssystem oder den weiteren Besuch eines Berufskollegs wahrnehmen, wird die Anschlussvereinbarung in der jeweiligen Schule, ggf. in Kooperation mit beteiligten Partnern, z.B. Maßnahme-Träger, fortgeschrieben.

konkrete Umsetzung in der Sekundarstufe II

Die Elemente der Oberstufe gliedern sich in mehrere Bausteine. Darunter bilden je einen Teil die drei Workshops (Standortbestimmung, Entscheidungskompetenz I und II), die Wochen der Studienorientierung und die Praxiselemente im Betrieb und an der Universität. Die Beratungs- und Unterstützungsangebote durch externe Partnerinnen und Partner wie die Arbeitsagentur, den Talentscout und die schulischen Beratungen seitens der Koordinatorinnen für Berufliche Orientierung und der Stufenleitung und weitere allgemeine Informationsveranstaltungen zum (dualen) Studium und zur Finanzierung runden unsere Berufsorientierung in der Oberstufe ab.

Workshops

Die Standortbestimmung knüpft an die Ergebnisse des Prozesses der Beruflichen Orientierung in der Sek. I an, wobei das Portfolioinstrument und die Anschlussvereinbarung zur Unterstützung herangezogen werden. Bei der Durchführung wird das Leibniz-Gymnasium von den „klugen Köpfen“ unterstützt.

Um die Berufswahlkompetenz festzustellen, werden folgende Dimensionen thematisiert:

  • Berufswahlsicherheit – von der eigenen Berufs- oder Studienwahl überzeugt sein,
  • Flexibilität – die Akzeptanz, dass sich berufliche Ziele ändern können,
  • Selbstwirksamkeit – sich eine richtige Entscheidung zutrauen,
  • Berufswahlengagement – die Bereitschaft, sich um seine Zukunft zu kümmern,
  • Berufliches Selbstkonzept – eine genaue Zukunftsvision haben.

Das Standardelement Entscheidungskompetenz I knüpft an den Workshop der Standortbestimmung an und führt den bisherigen Prozess der Beruflichen Orientierung in der Sekundarstufe II konsequent fort. Auch bei der Durchführung dieses Workshops wird das Leibniz-Gymnasium durch die „klugen Köpfe“ unterstützt. Die Schüler*innen erfahren, was eine reflektierte Entscheidung ausmacht, erhalten entscheidungsbezogenes Wissen und entwickeln Entscheidungsstrategien sowie die Bereitschaft, die anstehenden Planungs- und Entscheidungsschritte anzugehen.

Im Anschluss an die Praxistage findet der letzte Workshop an der Schule statt. Durch die verschiedenen Einblicke in Betrieben und Hochschulen erkennen die Schüler*innen die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Sie werden sich der jeweiligen persönlichen Auswirkung bewusst und beziehen diese Erkenntnisse in ihre Ausbildungs- bzw. Studienwahl ein. Mithilfe dieser differenzierten theoretischen Auseinandersetzung erhalten die Schüler*innen die Möglichkeit, im Prozess der Selbstreflexion lösungs- und ressourcenorientiert zu einer Entscheidung zu gelangen. Am Ende des Workshops treffen sie eine Berufswahlentscheidung für sich.

Praxiselemente

Kurz vor den Zeugnissen in der Q1 gleichen unsere Schüler*innen über Praxiserfahrungen in Ausbildungsberufen, akademischen Berufen und Studiengängen ihre Vorstellungen mit der Realität ab und festigen ihre Ausbildungs- und Studienwahlentscheidung. So können sie überprüfen, ob ihre bisherigen Vorstellungen mit der Realität übereinstimmen, ob das Interesse am gewählten Berufsfeld und/oder Studium vertieft werden soll oder die bisherigen Vorstellungen überdacht werden müssen. Die Praxiselemente werden dafür in den Workshops vor- und nachbereitet.

 

Studienorientierung

Im Rahmen der Studienorientierung lernen die Schüler*innen durch den Besuch einer Hochschule unterschiedliche Studienfächer exemplarisch und praxisnah kennen. Sie vertiefen diese durch die Teilnahme an Tagen der offenen Tür oder im Rahmen der Wochen der Studienorientierung. Sie haben durch den Campusbesuch die Möglichkeit, einen realistischen Einblick in den Studienalltag zu erhalten, indem sie in einem Hörsaal eine Vorlesung besuchen oder in die Mensa und die Bibliothek gehen. Darüber hinaus können weitere Angebote wie Campusführungen oder Beratungsgespräche mit Studienberaterinnen und -beratern genutzt werden.

Das Leibniz-Gymnasium bietet für die Schüler*innen der Q1 und Q2 eine unverbindliche Fahrt zur Westfälischen Hochschule an.

Eine Exkursion ins Schülerlabor der verschiedenen Universitäten, welche durch unsere Biologie, Chemie und Physikkurse im Fahrtenkonzept verankert ist, ermöglicht einen fachspezifischen Einblick in die Abläufe und Räumlichkeiten an einer Universität.

Leistungsstarken Schüler*innen ermöglichen wir mithilfe des Talentscouts an einer Hochschule an ausgewählten Studiengängen die Gelegenheit zu einem Schülerstudium. Dabei besuchen die Interessierten regelmäßig Vorlesungen des regulären Lehrangebotes und erwerben Leistungsnachweise, die auf ein späteres Studium angerechnet werden.

Informationen und Beratungen mit Unterstützung durch externe Partner*innen

In der Einführungsphase werden allen Schüler*innen des Leibniz-Gymnasiums die Angebote und ihre Ansprechpartner*innen der Berufsorientierung vorgestellt. Sie erhalten die Möglichkeit an der KARL Erhebung teilzunehmen. Der Talentscout bietet jeden Monat eine Sprechstunde zu individuellen Fragen zur Laufbahn an, unterstützt und berät bei der Entscheidungsfindung und hilft insbesondere Schüler*innen aus nicht-akademischen Familien bei der Bewerbung/ Einschreiben und Beschaffen von Informationen.  Für genauere Informationen liegt ein separates Konzept vor. Unser Ansprechpartner von Seiten der Agentur für Arbeit unterstützt bei der Findung von konkreten Ausbildungsplätzen, bei der Berufswahl oder konkreten Fragen zum Beruf und Studium. In einem Bewerbercenter können unsere Schülerinnen Schüler üben eine Bewerbung zu schreiben und ein Vorstellungsgespräch proben. Des Weiteren bietet er Unterstützungen auf der Suche nach einem Praktikumsplatz an und kann Schüler*innen, die keinen Abschluss erreichen, durch berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen eine Überbrückungsperspektive bieten.

In der Qualifikationsphase 1 bekommen unsere Schüler*innen durch die Agentur für Arbeit mögliche Wege nach dem Abitur aufgezeigt und in der Qualifikationsphase 2 werden der Ablauf, die Voraussetzungen und das Vorgehen des (dualen) Studiums vorgestellt. Im Anschluss können interessierte Schüler*innen weitere Informationen zur Finanzierung durch ein Stipendium durch den Talentscout erhalten.

Neben diesen Angeboten können unsere Schüler*innen jederzeit Informationen über unsere Taskcard erhalten und haben so Zugriff auf weitere digitale Angebote:

https://gelsenkirchen.taskcards.app/#/board/e482dce2-6c38-4ed7-a4cd-9af3b189002c/view?token=08022f5c-080f-49c6-8917-dc69b18e8739

 

tabellarische Übersicht über die konkreten Maßnahmen

Ausblick

Durch die Neustrukturierung des KAoA-Teams Mitte 2024, die gleichzeitig mit der Umstrukturierung von G8 auf G9 und kurz vor der Qualitätsanalyse stattfindet, wurde das Konzept kurzfristig im Bereich der Oberstufe komplett überarbeitet und muss in den nächsten Jahren erprobt werden. Es wurden rasch Kooperationspartner*innen zur Unterstützung und Umsetzung der Ideen gesucht und gefunden, deren Zusammenarbeit nun eingespielt werden muss. Im Zuge dessen kooperieren wir in Schuljahr 2024/25 erstmalig mit den „klugen Köpfen“.

Zudem ist das Talentscouting erst seit einem Jahr an der Schule eingeführt worden und die Angebote des Talentzentrums werden nun immer mehr in die Berufsorientierung der Oberstufe etabliert, sodass im Schuljahr 2025/26 eine Informationsveranstaltung zum Stipendium geben wird.

Die Verteilung der Aufgaben im neuen Team müssen gefunden und Absprachen getroffen werden. Gleichzeitig sind für das KAoA-Team immer wiederkehrende Evaluationen seitens der Schülerschaft wichtig, die wir in unsere Planung und Umsetzung einbeziehen möchten.

Als mögliche weitere Unterstützung für unsere Schüler*innen erwägen wir mit dem Thimm-Institut zu kooperieren und so eine weitere Potenzialanalyse und ein Assessmentcentertraining anbieten zu können.

Eine mögliche Kooperation des Planungsbüros Schubert über die Partnerschaft Betrieb-Schule würde unseren Schüler*innen der Jahrgangsstufe 8 bei einem Tagespraktikum einen Einblick in den Betrieb und die zugehörige Theorie (duales Studium) bieten. Des Weiteren würden unsere Schüler*innen durch die Partnerschaft die Möglichkeit für ein Bewerbungstraining und Unterstützung beim Schreiben einer Facharbeit erhalten.

Literaturzeichnis

  • mags.nrw Kein Abschluss ohne Anschluss. Übergang Schule – Beruf in NRW. Handbuch zur Umsetzung der Standardelemente und Angebote. (Stand: Juli 2024)
  • https://www.bo-tool.de (Stand Juli 2024)
  • Schulprogramm des Leibniz-Gymnasiums
  • Driesel-Lange, K. (2011). Berufswahlprozesse von Mädchen und Jungen. Interventionsmöglichkeiten zur Förderung geschlechtsunabhängiger Berufswahl. Münster: Lit.
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