Au revoir, Andrée

Französische Fremdsprachenassistentin am Leibniz-Gymnasium – Ein Interview

Im Schuljahr 2017/18 war die französische Studentin Andrée Guindon neun Monate lang als Fremdsprachenassistentin an unserer Schule tätig.

Im Rahmen der Unterrichtseinheit „Les relations franco-allemandes“ („Die deutsch-französischen Beziehungen“) beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler des Grundkurses Französisch der Jahrgangsstufe Q1 von Frau Steinfurt mit verschiedenen deutsch-französischen Institutionen, die im Bildungsbereich kooperieren, wie das Deutsch-französische Jugendwerk (DFJW) oder die deutsch-französische Hochschule (UFA), die von Andrée Guindon vorgestellt wurde. Sie studiert selbst an den Universitäten Lille und Münster Politikwissenschaften im Rahmen eines deutsch-französischen Studiengangs und möchte auch unsere Schüler motivieren, sich später vielleicht für einen solchen Studiengang zu entscheiden.

Auch das Programm des Pädagogischen Austauschdienstes der Kultusminister-konferenz, durch das Andrée Guindon gefördert wurde, ist so eine Kooperation im Bildungssektor. Während der Unterrichtseinheit setzten sich Schülerinnen und Schüler zunächst mit den Erfahrungen einer jungen deutschen Germanistik-studentin auseinander, die als Fremdsprachenassistentin in Frankreich war[vgl. Découvertes 5 Passerelle, Stuttgart 2008]. Dieses Interview galt als Modell für ein zweiteiliges Interview, welches die Schüler vorbereiteten und mit „ihrer“ Fremdsprachenassistentin – natürlich auf Französisch – durchführten. Dabei zeichneten sie das Gespräch mit dem Smartphone auf und luden es auf der schuleigenen Internetplattform Moodle hoch, um es mehrfach anhören zu können. Ihre Lehrerin entwickelte daraus Aufgaben zum Hörverstehen, die zukünftig auch mit anderen Schülergruppen verwendet werden können.

Hier einige Passagen aus dem Interview in der deutschen Übersetzung:

SuS: Was war Deine Motivation, nach Deutschland zu kommen?

Andrée: Ich habe vorher schon in Münster studiert. Das Programm für die Fremdsprachenassistenten wurde mir von der Leitung unseres Studiengangs vorgeschlagen worden. Durch die Teilnahme an dem Programm ergaben sich zwei Vorteile bzw. Möglichkeiten für mich: Erstens konnte ich meinen Studien-aufenthalt in Deutschland damit finanzieren und zweitens konnte ich Berufs-erfahrungen im Bildungsbereich machen, was ich schon immer einmal aus-probieren wollte.

SuS: Was sind Deine ersten Eindrücke von Deutschland und von unserer Schule?

Andrée: Da ich schon öfters in Deutschland war, kannte ich das Land schon ganz gut. Zur Schule: Ich bin sehr froh, hier gewesen zu sein. An diesem Gymnasium gibt es eine be-merkenswerte Diversität und im Großen und Ganzen sind die Schüler sehr motiviert im Französisch-unterricht. Das ist ein großer Unterschied zum Sprachunterricht in Frankreich.

SuS: Hat sich Dein Bild von Deutschland verändert?

Andrée: [lacht] Nein, nicht wirklich. Nun ja, ich hatte ja schon vorher kein stereotypes Bild von Deutschland […] Da ich einen deutsch-französischen Studiengang mache, begegne ich seit fünf Jahren täglich Deutschen. So haben wir uns wirklich gut kennengelernt. Das hat geholfen, Stereotype abzubauen, selbst wenn es einige gibt, die wahr sind [lacht].

SuS: Bist Du mit Deiner Tätigkeit zufrieden?

Andrée:[…] Ja, es war sehr interessant, mit seiner Muttersprache konfrontiert zu werden, zu sehen, wie die eigene Sprache unterrichtet und gelernt wird und über seine eigene Sprache nachzudenken; das ist sehr bereichernd und etwas Originelles und war auch sehr amüsant für mich.

SuS: Was hast Du mit den Schülern gemacht?

Andrée: Ich habe sie im Unterricht unterstützt. Ich habe ihnen dabei geholfen, ihre Aufgaben zu machen. Zu verschiedenen Themen habe ich Aktivitäten vorbereitet. Mit den jüngeren Schülern waren es eher spielerische, wie ein Vokabel-Bingo-Spiel usw. Als der französische Nationalfeiertag in der 6. Klasse Unterrichtsthema war, habe ich erzählt, was ich an diesem Tag mit Freunden und Familie mache und ein Video zu der Parade auf den Champs-Elysées kommentiert.
Den großen Schülern habe ich verschiedene Aspekte Frankreichs (z.B. die Region Provence-Alpes-Côte d‘Azur oder den Sänger Grand Corps Malade) vorgestellt und über die deutsch-französischen Beziehungen (z.B. Klischees über Deutsche) informiert. Es war mir auch ein großes Anliegen, mein Studium und die deutsch-französische Hochschule vorzustellen[…] Außerdem habe ich mit den Schülern die Aussprache trainiert, als sie Referate halten mussten und sie bei der sprach-lichen Korrektur ihrer Texte unterstützt.

SuS: Welches Schulsystem findest Du besser?

Andrée: Ich kann nicht sagen, ob ich eines vorziehe. Ich fände eine Mischung aus beiden gut. In Deutschland finde ich gut, dass die aktive Teilnahme der Schüler am Unterricht eine große Rolle spielt und wirklich wertgeschätzt wird. Und in Frankreich finde ich es gut, dass wir Lehrer haben, die etwas vortragen und wirklich wichtige Inhalte selbst vermitteln; das ist zum Beispiel auch an den Universitäten unterschiedlich, wie ich in Münster gesehen habe. Dort gibt es viel mehr Referate von Studierenden, was ich nicht so gut finde, während in Frank-reich der Professor alles vorträgt. Das finde ich viel besser […].

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