Stolpern

Ausgebucht und Standing Ovations – was will man mehr?

Am Samstag, dem 14.01.2023, trat im Consol Theater eine Gruppe junger Menschen aus Berlin und Cottbus auf, die sich der in inzwischen der Mehrzahl der deutschen Städte verlegten Stolpersteine angenommen hat. Der Stein vor dem Haupteingang unseres Schulgebäudes erinnert beispielsweise an Wolfgang Maas, der seine Schullaufbahn am damaligen Hindenburg-Gymnasium abbrechen musste und am Ende deportiert und getötet wurde.

In der ausverkauften Halle des Consol Theaters präsentierten die jugendlichen Darstellerinnen und Darsteller vom Kinder- und Jugendtheater „Piccolo“ aus Cottbus und von der Schaubühne aus Berlin ausgewählte Biographien von Opfern der nationalsozialistischen Diktatur. Dabei stand die Frage im Raum, wie mit dem Wissen um Verfolgung, Deportation und Ermordung verschiedener bis heute marginalisierter Minderheiten oder Randgruppen umzugehen ist – wie dieses Wissen erhalten, wie dem Rechtsruck in Teilen der Gesellschaft entgegenwirken?

Einzelne Szenen zeigten die deutsche Gegenwart, in der unter anderem rechtsnationale Parteien erstarken, die Gesellschaft fragmentiert erscheint und so genannte Protestbewegungen völkisches Gedankengut skandieren. Matthias Heine, der Spielleiter aus Cottbus, berichtete beim späteren geselligen Miteinander von einem Kinderwagen, in dem ein Kleinkind eine Mütze mit der Aufschrift „White Power“ getragen habe. Er fügte hinzu: „Überlegt, was das Stück mit Euch macht. Bleibt auf jeden Fall im Gespräch. Es ist wichtig, weiter miteinander zu reden.“

(Fotos von Michael Helbig)

Die Jugendlichen aus Cottbus und Berlin präsentierten ihre Inhalte mit Hilfe einer Fülle von Ausdrucksmitteln zwischen gespannten Kunststoffbahnen. Beispielhaft seien die Tanzchoreographien erwähnt, chorische Sprechpassagen, gefilmte Vorträge mit den Gesichtern im Licht von Taschenlampen, ein Ausschnitt aus einer Talkshow als Video oder das abschließende Einkreisen des Publikums am Ende des sehr dichten Vortrags. Das Publikum wurde über 75 Minuten in den fesselnden Bann der Geschichten von diskriminierten Menschen gezogen und antwortete mit lang anhaltendem Beifall. Unsere Schülerinnen und Schüler gehörten zu denjenigen, die als erste aufstanden, um ihren besonderen Respekt für die Leistung der jungen Spielerinnen und Spieler zum Ausdruck zu bringen.

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