Leibniz - früher und heute

Leibniz-Portrait

deutscher Philosoph, Mathematiker, Physiker und Diplomat
(Herder Lexikon der Naturwissenschaftler, Freiburg im Breisgau 1979)

Leibniz war einer der letzten ganz großen Universalgelehrten. Er bemühte sich auf religiösem, wissenschaftlichem und politischem Gebiet um einen Ausgleich der Gegensätze. Zu Leibniz Zeiten waren die Fachdisziplinen nicht so zergliedert wie heute.

„Dieser Mann hat allein Deutschland so viel Ruhm gebracht wie Platon, Aristoteles und Archimedes zusammen in Griechenland.“
(D. Diderot, Encyclopedie, 1765)

Auf seinen Spuren betrachten wir die Fächer des Stundenplans nicht nebeneinander sondern als großes, ganzes Gebäudes des Lernes.

Philosophie

Leibniz war davon überzeugt, dass die Philosophie Grundlage unseres gesamten Wissens ist. Die Philosophie lehrt ewige Wahrheiten, logische Grundsätze und moralische Ziele. Alle anderen Wissenschaften, die auf Erfahrung aufbauen, ordnen sich in Leibniz Bild von den Wissenschaften der Philosophie unter. Für ihn ist Philosophie das Schloss und die Fachdisziplinen sind in die Säle oder Zimmer eingezogen und haben sich nach ihrer Fasson eingerichtet. Sie können als Mieter den herrlichen herrschaftlichen Bau nicht verändern, höchstens ausziehen, still wissend, dass es außerhalb keine Bleibe für sie gibt.

Mathematik

1671 baute Leibniz eine erste praktisch anwendbare Rechenmaschine. Er entwickelte seine Prototypen immer weiter. An den Modellen arbeiten viele Handwerker jahrelang, dennoch wurde zu Leibniz Lebzeiten kein Prototyp fertiggestellt.

(Fotos aus dem Heinz Nixdorf-Forum in Paderborn)

„Es ziemt sich nicht, dass hervorragende Männer ihre Zeit mit sklavischer Rechenarbeit verlieren.“
(G.W. Leibniz)

Leibniz löste das Problem der Tangentensteigungen an Kurven und begründete damit die Differential- und Integralrechnung, die in der Oberstufe gelernt und gelehrt wird. Die Sprache und die Symbole, die er verwendete, werden heute noch benutzt, er gab der Infinitesimalrechnung ihre einheitliche Sprache und Symbolik. Der Begriff „Funktion“ in der Mathematik stammt von ihm.

Er fand als erster die Methode der partiellen Integration und den Zusammenhang zwischen bestimmten und unbestimmten Integralen, die bei anderen Gelehrten seiner Zeit, z.B. Newton, fehlten.

Physik

Als Physiker war Leibniz maßgeblich an der Entwicklung der klassischen Mechanik beteiligt. 1693 fand er das Gesetz von der Erhaltung der mechanischen Energie.

Er erkannte, dass die Bewegungsenergie eines Körpers proportional zur Masse und zu Quadrat der Geschwindigkeit (mv²) ist. Das lernen die Leibniz-Schüler im Physikunterricht.

„Mir gehet es wie dem Tigertier, von dem man sagt, was es nicht im ersten, anderen oder dritten Sprung erreiche, das laße es laufen.“
(Leibniz an Badenhausen, 30.12.1693)

Bergbau

Leibniz engagierte sich im Bergbau im Harz, indem er jahrelang versuchte, die Erträge im Bergbau durch technische Innovationen zu steigern. Mit seinen Ideen sollte das benötigte Wasser durch geschickt genutzte Windkraft in hochgelegene Speicherbecken gepumpt werden. Seine Projekte scheiterten, seine Ideen wurden durch andere weiterentwickeln.

„Sie waren zu langwierig, teuer, technisch unausgereift und stießen bei den Bergleuten auf Ablehnung.“ (Nixdorf-Forum Paderborn)

Auch wenn seine Projekte scheiterten, leben seine Ideen nicht nur am Leibniz-Gymnasium weiter. Wir hinterfragen nicht mehr den technischen Nutzen von Maschinen, die uns dienen, sondern bauen sie und entwickeln sie weiter.

Der Keks

Leibniz ist einer der berühmtesten Menschen Hannovers. So ist es nicht verwunderlich, dass eine große Keks-Firma mit Firmensitz in Hannover ihr berühmtestes Produkt nach dem berühmtesten Sohn der Stadt benannt hat. Der Unternehmensgründer Herrmann Bahlsen brachte die “Leibniz – Cakes” 1891 auf dem Markt. Damals war es nicht unüblich, Nahrungsmittel nach berühmten Persönlichkeiten zu benennen, z. B. Mozartkugeln, Bismarckheringe, Fürst-Pückler-Eis.

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